Einführung
Hi!
Ich bin Angel M. und Neugeborenen Fotografin.
Hier erzähle ich von meiner Reise, vom semiprofessionellen Model, zur Vollzeitfotografin, die sich auf Kleinkinder und Babys spezialisiert hat.

Mit der Fotografie fing ich so an, wie viele Mädchen anfangen. Ich wollte einen Kalender für meinen Freund. Ich war selbstbewusst, zufrieden mit meinem Äußeren und 2008 fand ich einen Hobbyfotografen, der passioniert bei der Sache war. Tatsächlich war es eines der besten Fotostudios, welches ich je betreten habe, von der Ausstattung und Organisation.
Ich hatte Blut geleckt und wollte mehr. Es hat sich gut angefühlt im Mittelpunkt zu stehen und schöne Fotos von sich zu bekommen. Ich lernte schnell dazu und 2009 wurde ich zum Workshopmodel für Volkshochschulkurse und einen professionellen Fotografen in meiner Stadt.
Dann fing ich an nach Projekten und thematisierten Photoshoots zu suchen, musste allerdings feststellen, dass die meisten am Ende nicht so aussahen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ab 2011 setzte die Frustration ein und ich fing an, für meine eigene Kamera zu sparen, um meinen Weg als Fotografin zu beschreiten.

Große Kameras waren in meiner Familie nicht  ungewöhnlich, aber eine solche Kamera konnte ich mir nicht leisten und erst recht nicht die Filme dazu.
Also konzentrierte ich mich mehr auf meine Arbeit und meinen Partner, der an mich dachte, als er wieder in Afghanistan stationiert wurde. 2012 hatte er mir meine erste digitale Spiegelreflexkamera und die passende Bearbeitungssoftware geschenkt, damit ich etwas zu tun hatte, während er weg war. Meine Freundin Mona Jones, die im gleichen Armeecamp wohnte, hatte auch gerade ihre erste Kamera bekommen und so steckten wir unsere Köpfe zusammen und wurden kreativ. Meistens übernahm ich Haare und Makeup für unsere Shoots.

Mein Vater sah meinen Fortschritt und half mir mit einem Laptop, meinen ersten Studioblitzen und einem Hintergrundsystem finanziell aus. Unser Dachboden wurde zu meinem ersten Studio. Befreundete Fotografen, mit denen ich schon zusammengearbeitet hatte, halfen mir über online Chats, Skype und Telefon mit ihrer Erfahrung. Einige besuchten mich sogar und durch einen Fotografenstammtisch lernte ich sehr schnell. Ich war meinen Fähigkeiten gedanklich immer zehn Schritte voraus und man sagte mir, ich solle mich spezialisieren und mich mehr mit der Technik auseinandersetzen. Sie hatten natürlich recht, aber das war einfach nicht ich. Also zog ich los, machte mein eigenes Ding und für einige Zeit funktionierte das sogar.
Ich war gut darin Motocross und sogar Rugby Spiele zu fotografieren. Es war nicht das, was ich fotografieren wollte, aber irgendwie hatte ich es gemeistert. Ich knüpfte neue Kontakte und kaufte ein zweites Objektiv um ich zu verbessern.

Erste Schritte

Freunde und Familie wurden zu meinen beliebtesten Modellen – niemand war vor meiner Kamera sicher, nicht einmal unsere Haustiere. Und als mein Mann 2013 wieder im Ausland und die Kinder im Bett waren, arbeitete ich an Tutorials von FX Ray. An einem Bild habe ich sogar elf Stunden gearbeitet. An einem anderen sechs.
Einmal steckte ich einfach fest und dachte: „Scheiß drauf, ich kontaktiere Domquichotte jetzt einfach selbst über Facebook und frage ihn, warum ich seinem Tutorial nicht folgen kann.“ Ich hatte nichts zu verlieren, im schlimmsten Fall würde er einfach nicht antworten. Aber er tat es innerhalb einer Stunde.
Ich abonnierte nicht nur ihn, sondern auch Alexander Heinrichs. Allerdings stellte ich fest, dass sich die meisten seiner Tutorials an Menschen mit viel Geld für Equipment  richteten. Ich nahm meinen Mut zusammen und schrieb ihm von meinem Problem, dass ich seine Arbeitsschritte nicht umsetzen konnte, weil ich ein blutiger Anfänger war. Erneut wurde ich überrascht, dass auch er mir antwortete.
In unserem Gespräch konnte ich ihm ein paar Tipps für seine Unterwassershoots geben, da ich schon ein paar davon gemacht hatte, was mich sehr stolz machte. Das Armeecamp, in dem ich wohnte hatte ein Freibad, welches ich für meine Zwecke zur Fotografie unter Wasser nutzte. Er bedankte sich bei mir und in seinen nächsten Tutorials bot er auch Lösungen für weniger gut ausgestattete Fotografen an.
Es dauerte zwei weitere Jahre, bevor ich das Glück hatte, ihn bei einem Workshop in meiner Heimatstadt persönlich treffen zu können.
Außerdem nahm ich an einem Portraitworkshop von Axel Wascher teil. 2014 war ich bereits die Medienfotografin unseres Rugby Clubs, fokussierte mich auf Kinder und war bei den meisten Motocrossevents in meiner Umgebung anzutreffen. In den sozialen Medien folgte ich Fotografen wie Laura Helena oder Calvin Hollywood. Ihr Wissen war immens und hilfreich, aber ich stellte auch fest, dass ihr fotografischer Stil nicht das war, nach dem ich suchte. Mein Wunsch viel High Fashion und Beauty zu fotografieren ging nicht in Erfüllung. Irgendwie bin ich mit der Kamera immer bei Kindern gelandet. Und ich hatte Spaß daran. Es wurde Zeit, sich umzusehen, was es auf dem Markt so für sie gab. „Oh mein Gott...“ meine Augen wurden mir geöffnet. Ich hatte meine Nische 2016 gefunden.


Nische gefunden!

Ich liebe es, Fotos von Babys zu machen, von all den Kleinkindern und Frechdachsen. Und so viele Fotografen sind darauf spezialisiert. Wenn die das können, kann ich das auch. Große Namen wie Ana Brandt, Julia Keller und Kelly Brown waren jederzeit auf meinem Monitor zu lesen. Da ich ab Oktober 2016 lange Zeit ans Bett gebunden war, saugte ich deren YouTube Videos und jeden kostenlosen Ratschlag in mich auf.
Wieder auf den Beinen versuchte ich das neu angesammelte Wissen in die Praxis umzusetzen und es funktionierte teilweise. Da ich als Mutter von drei wundervollen Teenagern bereits Erfahrungen hatte, konnte ich mit den Kindern und ihren Bedürfnissen umgehen und die elterlichen Probleme meiner Kunden nachvollziehen. Ich versuchte ihre Bedürfnisse zu erfüllen und überlegte, wie ich die Shootings optimieren oder wie die fertigen Bilder zeigen und liefern  konnte.

Ich brauchte Utensilien und verschiedene Hintergründe, ich wollte besser werden und weiterkommen. Durch eine weitere Rücken-OP erneut ans Bett gebunden, hatte ich die Zeit, mich mit Marketing, Markenbildung, einer eigenen Website und mehr Workshops zu beschäftigen. Da ich die offizielle Fotografin für viele Armeeveranstaltungen war, hatte ich mir bereits einen Namen gemacht. Ich bot jeden Monat Minishoots an und die Kunden kamen. Es zahlte meine Miete und ich wurde noch bekannter. Ich hatte ein wenig Geld für Workshops übrig und nutze es, während ich mich erholte. Ana Brandts Workshops über die Sicherheit der Kinder und den Aufbau einer Firma waren nur der Anfang. Einige waren live, andere nur ein Video, Webinare oder bezahlte Tutorial Downloads. Als ausgebildete Altenpflegerin wusste ich, wie ich sicherstellen konnte, dass die Gesundheit und Sicherheit der Kinder gewährleistet war.


Mein drittes Studio
Im Dezember 2015, nachdem ich zwei Jahre lang die Ausstellungsgarage des Bikershops eines Freundes als Studio genutzt hatte, zog ich in mein großes Studio ein, dessen Miete ich allein durch die Minishoots bezahlen konnte. Meine Kunden liebten es, dass die Minishoots schnell und einfach waren. Die Kinder konnten spielen, mit dem Set interagieren und es war jedes Mal etwas Neues. Außerdem wurden die Bilder in unter zwei Wochen an deren Haustür geliefert.
Es gab andere Fotografen in der britischen Armeegemeinde in der ich lebte, aber ich bot völlig andere Leistungen an und war mehr konsistent, einzigartig, wandelbar und definitiv mehr präsent. Ich habe mich über jedes Kleinkind, das durch meine Tür kam gefreut und war glücklich über das erleichterte Lächeln der Eltern, die endlich ein schönes Bild von ihrem Kind hatten.
Im neuen Studio fing ich an, monatliche Stammtische für Fotografen anzubieten. Wir bestellten Pizza, bewerteten Bilder auf dem Beamer und machten ein paar kleine Shootings. Modelle, Fotografen und manchmal sogar Visagisten kamen zusammen und lösten von mir gestellte  kleine Fotoshoot Aufgaben. Viele Ideen dafür kamen von Adorama TV und Gavin Hoey zeigte mir ein paar neue Tricks bei Photoshop. Wir steckten alle die Köpfe zusammen und planten Fotoprojekte. Ich war beschäftigt und es war großartig.
Viele Eltern fingen an, immer öfter nach Schwangerschafts- und Neugeborenenshootings zu fragen. Zu der Zeit war ich nur auf Kleinkinder fokussiert. Ich fotografierte Babybäuche und Neugeborene und wieder war es, als hätte ich nie etwas anderes gemacht.
Ich wechselte von online Galerien (shoot and burn) zu persönlichen Verkäufen (IPS) und bot meinen Kunden andere Leistungen an. Sie wurden besser bei der Auswahl der Bilder und passenden Produkten beraten und erlebten die umfassende Erfahrung eines durchdachten high-end Photoshoots von Planung, Buchung, Shooting über Auswahl bis hin zum Erhalt ihrer Bilder. Und sie waren begeistert.
Ich erfuhr auch von digitalen Hintergründen. Photoshop war mein neuer Freund. Ich sammelte und fotografierte Hintergründe, eröffnete meinen eigenen Etsy Shop für digitale Hintergründe und gewann so ein zweites Standbein. Ich hielt meinen ersten Neugeborenen Workshop und gab mehr einz-zu-eins Coachings für neue Fotografen und Modelle.
Eigenes Haus, eigenes Studio

Im September 2017 kauften wir unser eigenes Haus und nach der Renovierung zogen wir mein altes Studio auf den Dachboden um. Dieses Mal hatten meine Kunden kein Problem damit, mir in mein neues Studio zu folgen, wie sie es damals beim ersten Ortswechsel hatten und sie mochten das neue, kleinere Studio genau so sehr wie ich es tue. Es ist gemütlicher und besonders auf den Komfort und Spaß kleiner Kinder und deren Sicherheit ausgelegt.
Dezember 2017 wurde ich zum dritten Mal am Rücken operiert. Ich musste wieder vorsichtig sein. Ich hatte keinen Plan für meine Zukunft, ich war am Boden, ich wollte aufgeben. Aber ich hatte noch Workshops vor mir, für die ich eine Menge Geld gezahlt hatte. Lidsay Adler für Licht und Schatten und Ryan Schembri für die Grundlagen der Beleuchtung. Ja, die habe ich so spät in meiner Karriere noch angesehen. Warum? Weil ich eine neue Kamera mit neuen Objektiven hatte und nur mit natürlichem Licht anfangen wollte, weg von Studioblitzen.
Tutorials zum Wickeln und Posen von Neugeborenen von Kelly Brown und die Grundlagen von fine art von Julia Keller brachten mich dort hin, wo ich heute bin. Also lies ich Requisiten für mich persönlich anfertigen, fing erneut an mit voller Kreativität an meinen Visionen und Ideen zu arbeiten und meine Kunden liebten es, wollten mehr.
Ende 2018 beendete ich den Fotografen Stammtisch und konzentrierte mich mehr auf meine Familie und Gesundheit. Ich setzte mehr Disziplin und Pläne für den Tagesablauf im  privaten und beruflichen Leben um. Es wurde Zeit aus dem Goldfischglas der britischen Gemeinde heraus zu hüpfen und den deutschen Markt um mich herum zu erobern. 2019 nahm ich zum ersten Mal beim Meet and Greet der professionellen Kinderfotografen Deutschlands teil und stellte fest, dass ich mich mit ihnen messen konnte.

Meine Requisiten, Outfits und Stil, meine Erfahrung und mein Wissen – alles fügte sich. Ich arbeite immer noch mit vielen befreundeten Fotografen zusammen aber tue doch alles auf meine Art in meinem ganz eigenen Stil.























Idee: Angel Arts, Text: Micha Frank

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